Mit Taschengeld zu guten Noten pushen – ja oder nein?

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20.4.2023

Du bist immer ganz stolz, wenn dein Kind eine gute Note mit nach Hause bringt? Und leidest mit, wenn die 4 trotz ständiger Diskussionen und Bitten einfach nicht vom Zeugnis verschwindet? Dann hast du dich bestimmt auch schon mal gefragt, ob du deinem Sohn oder deiner Tochter mit einer Taschengelderhöhung bei guten Noten eine Motivations-Kick verpassen kannst. Was dafür oder dagegen spricht und wie du einen Mittelweg findest, erfährst du hier.

Bevor es losgeht: Die Sache mit dem Taschengeld

Hast du schon mal mit anderen Eltern über Belohnungen oder Strafen für gute oder schlechte Noten gesprochen? Dann hast du bestimmt schnell gemerkt, wie unterschiedlich die Meinungen dabei sind. Auch die Pädagogen sind bei dem Thema gespalten. Nur bei einer Sache sind sich fast alle einig: Die Belohnungen für gute Noten sollten völlig unabhängig vom regulären Taschengeld stattfinden.

Warum ist das so?

Das Taschengeld ist das monatliche Einkommen deines Sohnes oder deiner Tochter. Es dient nicht nur zum Vergnügen, sondern vor allem auch der Gelderziehung. Schließlich kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie zum Essen nicht mehr an deinem Tisch platznehmen. Und bis dahin müssen sie lernen, wie sie sich ihr Geld einteilen, wie sie sparen und was das Geld überhaupt wert ist.

Diese Gelderziehung darf nicht durch gute oder schlechte Noten in der Schule gefährdet werden. Schließlich würde es im schlimmsten Fall bedeuten, dass das Portemonnaie leer bleibt, wenn die Noten nicht passen. Und wie sollen sie den Umgang mit Geld lernen, wenn keines da ist?

Übrigens: Zumindest in diesem Punkt sind sich auch viele Eltern einig. Einer Umfrage von Kantar Emnid zur Folge sind immerhin 60 % der Eltern der Meinung, dass das Taschengeld immer gleich hoch sein sollte – egal, wie die Noten ausfallen.

Bei der Frage nach Belohnungen für gute Noten sollte es also niemals um das monatliche Taschengeld, sondern allenfalls um einmalige Leistungen gehen.

Was spricht für und was gegen die Belohnung von guten Noten?

Pro: Das spricht für Belohnungen bei guten Noten

Okay, das feste monatliche Taschengeld bleibt also unangetastet von der schulischen Leistung deiner Kids. Aber wie ist es nun mit einer kleinen oder großen Belohnung für gute Noten? Was spricht dafür?

Motivation für Lernmuffel

Manchen Kids fällt das Lernen unglaublich schwer. Da ist ein kleiner Geldbetrag eine willkommene Extra-Motivation, das Treffen mit den Freunden für eine zusätzliche Lerneinheit abzusagen.

Belohnungen bereiten auf den Beruf vor

In vielen Berufen sind leistungsorientierte Boni ganz normal – manche Gehälter bestehen sogar fast ausschließlich aus Provisionen. Wer da nicht liefert, geht leer aus.

Belohnungen für gute Schulnoten bereiten deine Kids in dieser Hinsicht auf den Leistungsdruck im späteren Arbeitsleben vor.

Clevere Systeme möglich

Einfach ein Schein fürs gute Zeugnis? Klar geht das. Aber es geht auch besser.

Zielführender ist die Belohnung, wenn ihr vorher Ziele aushandelt – und zwar individuell für jedes deiner Kids. Deinem Sohn liegt Mathe so gar nicht? Dann bekommt er schon für eine 3 eine kleine Belohnung. Deine Tochter ist ein Ass in Mathe, aber dafür schlecht in Deutsch? Dann ist es bei ihr genauso: Für eine 3 in Deutsch gibts einen kleinen Bonus.

So werden deine Kids individuell nach ihren Talenten gefördert, anstatt sie pauschal zu belohnen – oder im Umkehrschluss zu bestrafen, weil eine 1 für sie unerreichbar scheint.

Kontra: Das spricht gegen Geld für gute Noten

Das klingt bislang alles nach einem guten Weg zu besseren Noten? Bevor du dich entscheidest: Es gibt natürlich auch einige Kontra-Argumente, die du berücksichtigen solltest:

Doppelte Bestrafung bei schlechten Noten

Erinnerst du dich noch an das Gefühl, wenn du dein Klausurenheft aufgeschlagen hast und ein „ausreichend“ oder sogar ein „mangelhaft“ oder „ungenügend“ darin entdeckt hast? Furchtbar, oder? Und dann stand auch noch der Heimweg an, auf dem du dir den Kopf zerbrochen hast, wie deine Eltern wohl darauf reagieren.

Eine schlechte Note selbst ist schon eine Bestrafung – schließlich werden Kinder lieber gelobt als getadelt. Und deine Kids möchten dich stolz machen. Dein enttäuschtes Gesicht, wenn du das Heft mit der schlechten Note aufblätterst, setzt noch einen drauf. Das Gefühl, dass ihnen ein Extra-Taschengeld durch die Lappen gegangen ist, wirkt da nicht gerade aufmunternd.

Kids, die sich ohnehin schlecht zum Lernen aufraffen können, lassen dann schnell den Kopf hängen. Lust zu lernen haben sie dann erst recht nicht mehr.

Geld ist kein Ersatz für deine Anerkennung

Yeah, da ist sie endlich: die gute Note. Dein Kind kommt in Partylaune nach Hause und freut sich schon darauf, einmal in die Rolle des Helden zu schlüpfen. Und das völlig zurecht. Hier ist es nicht mit einem Geldschein getan, es muss ein großes Lob und persönliche Anerkennung her. Bei einer Belohnung mit Geld gerät das schnell in Vergessenheit – auf beiden Seiten.

Ergebnisorientiert statt leistungsorientiert

Mit einer Belohnung für gute Noten belohnst du das Ergebnis, nicht den Weg dorthin. Zugegeben: Das ist im Leben oft so – schließlich ist es auch das Ergebnis, das zählt.

In der Entwicklung deines Kindes kann das aber der völlig falsche Ansatz sein. Insbesondere, wenn deinen Kids das Lernen einfach unglaublich schwerfällt, führt das schnell zu Enttäuschungen. Schließlich haben sie tagelang gebüffelt und sich sogar gegen einen Spickzettel entschieden – trotzdem gab es nur eine 3. Und zur Strafe für ihre ganze Arbeit gehen sie auch noch leer aus.

Materielles Denken

Wie war das noch mit „man lernt für das Leben, nicht für die Schule“ und „Geld allein macht auch nicht glücklich“?

Der Fünfer für die langersehnte 1+ in Mathe sollte ein kleines Extra sein. Er sollte nicht zum einzigen Grund werden, warum dein Sohn oder deine Tochter lieber am Schreibtisch sitzt, als sich mit Freunden zu treffen. Achte bei der Belohnung mit Geld deswegen immer darauf, das große Ganze im Blick zu behalten.

Streit zwischen Geschwistern

Bei Geschwistern kann die Belohnung von guten Noten für schlechte Stimmung sorgen. Insbesondere dann, wenn einer von beiden besser in der Schule ist als der andere – und womöglich sogar weniger dafür tun muss.

Das Kind mit den schlechteren Noten fühlt sich ohnehin schon schlecht, da es nicht mit seinem Bruder oder seiner Schwester mithalten kann. Bei der Party nach der Zeugnisvergabe steht es nur traurig daneben, während das andere Kind gefeiert wird.

Wenn zusätzlich nur einer von beiden eine Belohnung einstreicht, schürt das die schlechte Laune.

Fazit: Findet euren Weg!

Es spricht viel dafür und viel dagegen – was ist denn nun der Königsweg?

Bestimmt ahnst du es schon: Es gibt ihn nicht, den „one size fits all“-Umgang mit finanziellen Belohnungen für gute Noten. Da hilft nur eines: Ausprobieren.

Du selbst kennst dein Kind am besten. Ist es auch ohne Belohnung motiviert? Oder braucht es immer einen kleinen Stups von außen, um etwas zu erreichen? Spart es gerade auf ein neues Handy und kann eine kleine Belohnung gut gebrauchen? Oder ist es mit dem Umgang mit dem monatlichen Taschengeld schon überfordert? Und wie ist der Umgang zwischen den Geschwistern?

Am besten ihr erarbeitet gemeinsam die richtige Lösung. Diskutiere mit deinen Kids, was sie wirklich antreibt. Ist es wirklich Geld oder vielleicht doch lieber ein gemeinsamer Besuch im Freizeitpark? Du wirst überrascht sein, was sie für Wünsche und Motivationen haben!

Übrigens: Falls ihr euch auf einen Geldbetrag als Belohnung für gute Noten einigt, könnt ihr das ganz easy über die Bling Card verwalten.

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